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- mw.yt: Ist abgeleitet vom Substantiv mw: "Wasser" und dem Adjektivverb mwy: "wässrig sein". Es bedeutet "Nässe, Feuchtigkeit" (selten, z.B. mw.yt rʾ: "Speichel" als "Flüssigkeit des Mundes") und konkret "Urin, Harn" (Wb. II, 53.6-9). Es existiert noch koptisch als ⲙⲏ: "Harn, Ausscheidung" und (selten) "Kot" (Verkürzung von "große Ausscheidung" oder "Kot-Ausscheidung"). Da der Penis in Papyrus Edwin Smith, Fall 31 (Kol. 10.14) erigiert ist, fragt sich Grapow, Anatomie, 86, Anm. 6, ob mw.yt dort nicht "Samen" bezeichnen wird (ähnlich Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 69, Anm. 2: "Harn"; Westendorf, Handbuch Medizin, 730: "Flüssigkeit", mit Anm. 50, in der Westendorf auf den möglichen Samenerguss bei Gehenkten/Erhängten hinweist; Brawanski, in: SAK 32, 2004, 67, Anm. 3 sagt, dass physionomisch nur "Harn" in Betracht kommt und auch bei Erhängten nur selten ein Samenerguss erfolgt.).
- bꜣḥ: Wird in pEdwin Smith Kol. 10.16 und 20 (Fall 31) phonetisch ausgeschrieben mit dem Phallus als Determinativ und in Kol. 10.14 und 22 in der Verbindung m bꜣḥ=f ausschließlich mit dem Phallus geschrieben und mit der Buchrolle determiniert. Breasted, Surgical Papyrus, 527 fasst alle vier Belege als "phallus, member" auf, er versteht die Kombination mit der Präposition m also nicht als die zusammengesetzte Präposition m-bꜣḥ, trotz der unterschiedlichen Graphie. Auch MedWb I, 240-241 betrachtet die letzten beiden Stellen trotz der Schreibung nicht als Belege der zusammengesetzten Präposition (m-bꜣḥ wäre "in Anwesenheit von" einer anderen Person, nicht sich selbst).
Das Determinativ des Phallus weist auf ein Wort in Zusammenhang mit dem Penis hin, wie schon früh erkannt wurde: Birch, in: Bunsen, Egypt's Place in Universal History, V, 376: "pizzle" und 377: "Phallus, before"; Goodwin, in: ZÄS 4, 1866, 55: bꜣḥ ist erhalten in Kopt. ϥⲁϩ: "praeputium"; daher bedeutet m-bꜣḥ: "coram" [= "im Angesicht von"] < "a praeputio"; Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch, II, 410: "der Beschnittene" als Bezeichnung des membrum virile (abgeleitet von der Wurzel bḥ, sic für bḥn: "zerschneiden, abschneiden" und verwandt mit kopt. (S) ϥⲁϩ: "praeputium"; Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch, V, 443: "der beschnittene Phallus"; Ebers/Stern, Papyros Ebers, II, 11: "inguen" [= Genitalien, Leistengegend, (eng.) groin], "praeputium" [= Vorhaut] (wegen kopt. ϥⲁϩ). Die konkrete Bedeutung ist jedoch unsicher. Der Bedeutungsansatz "Penis, Phallus" geht aus dem Determinativ hervor. Die Bedeutungsansätze "Praeputium, Vorhaut" und "Genitalien, Leistengegend" gehen auf die koptische Scala Paris 44 (fol. 71) zurück: koptisch (S) ϥⲁϩ entspricht griechisch ⲃⲟⲩⲃⲟⲛ (= βουβών) und arabisch al-ġalfat, wobei βουβών "inguen" (LSJ: "groin") und al-ġalfat "praeputium" bedeuten (Peyron, Lexicon Linguae Copticae, 324; Crum, CD, 47; al-ġalfat entspricht in der koptischen Scala Paris 43, fol. 41 ἀκροβυστία = "foreskin" (LSJ)). Trotz dieser Entsprechungen in der koptischen Scala übersetzt Crum, CD, 47 das koptische Wort (S) ⲃⲁϩ, ϥⲁϩ mit "penis (?)". Till, Die Arzneikunde der Kopten, 26, Nr. O.1 schreibt ebenso: "Auch ⲃⲁϩ, obwohl es im Plural steht (BA 3), scheint Penis zu bedeuten." (Übersetzung von BA 3 auf S. 112; die Textstelle ist: Bouriant, Fragment d'un livre de médecin en copte thébain, in: Comptes rendus des Séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, Année 1887, Vol. 31/3, 376 = http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/crai_0065-0536_1887_num_31_3_69369; Kurzzitat in Crum, CD, 47). Cerný, CED, 29: "penis (?)". Das Fragezeichen von Crum bzw. die umsichtige Formulierung von Till fehlen in: Westendorf, KHWB, 30: "Penis" (ohne Fragezeichen); Vycichl, 33: "pénis" (ohne Fragezeichen). In dem Apokryphon des Johannes der Gnostischen Nag Hammadi Texte wird ein Mensch erschaffen. Zu den geformten Körperteilen gehört ⲡⲃⲁϩ ⲛ̄ϭⲃⲟⲩⲣ: "der linke ⲃⲁϩ" (M. Krause / P. Labib, Die drei Versionen des Apokryphon des Johannes, Wiesbaden 1962, 155 [Codex II, 16.29] und 225 [Codex IV, 26.4]; Robinson, The Coptic Gnostic Library, II, Leiden 2000, 99), was gegen die Übersetzung "Penis" spricht, wenn man den Text nicht emendiert zu "(X schuf) die rechte Hinterbacke; Y die linkeden Penis" (so Schenke/Bethge/Kaiser [Hgg.], Nag Hammadi Deutsch, 1 [GCS 8], Berlin 2001, 126 mit Anm. 91).
Auch für das ältere ägyptische bꜣḥ liegen unterschiedliche Übersetzungen vor:
- "Sexuelles Organ" (sowohl vom Mann als auch von der Frau) (Breasted, Surgical Papyrus, 325: "originally meant sexual organ without distinction of sex");
- "Penis" (Breasted, Surgical Papyrus, 325: "member, phallus"; Lefebvre, Tableau des parties du corps humain, 39-40, § 45: Synonym von ḥnn in Papyrus Edwin Smith und das einzige Wort für "Penis" in Papyrus Ebers; Faulkner, CDME, 77: "phallus");
- "Penis als Körperteil zum Entleeren der Harnblase" (also nicht als sexuelles Organ) (Wb. I, 419.14-15: "das männliche Glied; insbesondere die Harnröhre"; als Hypothese auch erwähnt bei: Lefebvre, Tableau des parties du corps humain, 40, § 45);
- "Spitze des Penis, bestehend aus Eichel, Vorhaut und Harnröhrenöffnung" (Dawson, in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 27, Anm. 1: "D. points out that bꜣḥ is the distal end of the organ, comprising glans, praeputium, and meatus urethrae.");
- "Spitze des (beschnittenen?) Penis" (Weeks, Anatomical Knowledge, 64-65: am ehesten "the distal end of the penis" und vielleicht "the glans of the circumcised penis"; vgl. Lacau, Noms des parties du corps, 87, Anm. 6: eine Penis-Hieroglyphe in der Mastaba des Ti mit erkennbarer Eichel eines beschnittenen Penis);
- "Vorhaut" (Lacau, in: Sphinx 16, 1912, 70, Anm. 2: "prépuce (?)"; Gardiner, EG, 563: "foreskin(?)" und § 178: m-bꜣḥ: "in the foreskin (?) of" > "in the presence of"; Lefebvre, Tableau des parties du corps humain, 40, § 45: vielleicht war "Vorhaut" die ursprüngliche Bezeichnung, später "Penis"; Lacau, Noms des parties du corps, 87-88, § 227: "prépuce (?), gland (?)");
- "Eichel" (MedWb I, 240-241: "Eichel (des männlichen Gliedes)"; Lacau, Noms des parties du corps, 87-88, § 227: "prépuce (?), gland (?)" und 87, Anm. 6: eine Penis-Hieroglyphe in der Mastaba des Ti mit erkennbarer Eichel eines beschnittenen Penis; Walker, Anatomical Terminology, 268: "glans penis"; Hannig, HWB, 257: "*Eichel (des männlichen Gliedes)");
- "Ausgangsstelle des Penis an der Glans" (Grapow, Anatomie, 86).
Die Bedeutung "Vorhaut" ist abzulehnen, denn die Vorhaut wurde bei der Beschneidung entfernt, sodass sie in Fall 31 gar nicht vorhanden sein kann (so schon das Gegenargument in MedWb I, 241). In den jüngeren Übersetzungen ist bꜣḥ entweder ein Synonym von ḥnn: "Penis", oder es ist die "Penisspitze" bzw. konkreter die "Eichel". Weeks, Anatomical Knowledge, 65 gibt drei Gründe, weshalb bꜣḥ am ehesten der Bereich der Penisspitze bedeuten wird: Im Papyrus Edwin Smith wird bꜣḥ=f in Glosse B (Kol. 10.19-20) als pḥ.wj ḥnn=f: "das Ende seines Penis" erklärt, was für eine Bedeutung "Penisspitze" oder "Eichel" sprechen würde. Auch die Verwendung von bꜣḥ in der zusammengesetzen Präposition m-bꜣḥ könnte für eine Körperspitze sprechen (vgl. m-ḫnt und m-ḥꜣ.t). Schließlich erweckt die Reihenfolge von ḥnn und bꜣḥ in der Gliedervergottung der Sonnenlitanei (Hornung, Das Buch der Anbetung des Re im Westen (Sonnenlitanei), AH 2, 212-213; AH 3, 88) den Eindruck, dass ḥnn der allgemeinere Begriff und bꜣḥ ein Teilbegriff ist (ḥnn wird mit Tatenen identifiziert, bꜣḥ mit einer Göttin (!) namens "die Abgeschirmte in Babylon").
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Please cite as:
(Full citation)Peter Dils, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBYCdL9roqFvzk6knABgAqCABSs <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCdL9roqFvzk6knABgAqCABSs>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCdL9roqFvzk6knABgAqCABSs, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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