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ODER: Möget ihr mich lobpreisen, wenn/dadurch, dass (ihr) Verklärungen rezitiert. „(Dieses ist) für deinen Ka, (oh) angesehene Frau in ihrer Stadt, die das getan hat, was das Herz ihres Gottes verlangt, Senminis, die Gerechtfertigte“ sollt Ihr sagen.
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- šdi̯ s(ꜣ)ḫ.y: Die bisherigen Bearbeitungen haben hier wsḫ.y gelesen und gemäß der Übersetzung von Drioton als „notoriété“ sicherlich an eine übertragene Bedeutungsableitung von wsḫ rn: „vom Namen: weit berühmt“ (Wb. 1, 364.18) gedacht. Die Transkription von Ritner, Fs Kákosy, 499 ist verstümmelt abgedruckt worden als ḫ ṯ ṣḫy. Er übersetzt „in accordance with the fame of a noble soul in her town“. Denkt er an demot. sḫj in jr-sḫj „Macht, Gewalt haben“ oder an sḫj „Plan, Gedanke“? Albersmeier, 139 mit Anm. (e) transkribiert versuchsweise wsḫ.y und übersetzt „gemäß der Weite (= Berühmtheit?) des Ka der Ehrwürdigen“ (gefolgt von Desclaux, 182: „selon la largesse d’une âme vénérable“). Dies würde allerdings voraussetzen, dass die Hieroglyphe V102 fälschlicherweise für W10 eingraviert wurde und dass Logogramm oder Determinativ vor den phonetischen Zeichen stehen würde.
Wir gehen für Hieroglyphe V102 von der Lesung šdi̯ „rezitieren“ aus (von Albersmeier abgelehnt). Für die Identifizierung des anschließenden Substantivs sḫy kommen in Betracht: (1) sš.y „Geschriebenes“ (auf dem Alexandria-Dekret: https://tlabeta.bbaw.de/sentence/token/IBgCiCtThXEQI0YOqPwG5Ze4ZsA); sḫꜣ.y „Schriftart“ (auf der Rosettana: sẖꜣ.w n(.j) ḥꜣ.w-nb.wt „Schrift(art) der Griechen“ (WCN 450097): https://tlabeta.bbaw.de/sentence/token/ICADU0cQEzy4HkT1mBPwcSQi120); (2) sš.y als Schreibung von sḫr.w, demot. sḫy/sh̭y auf pBM EA 10081, Kol. 9.31 (https://tlabeta.bbaw.de/sentence/token/ICIBkxlTHOwC20JsuT3bw5iPmOs) und (3) sḫy als Schreibung von sḫr.t „Bündel von Papyrusrollen“ (pAnastasi I, Kol. 8.7: https://tlabeta.bbaw.de/sentence/token/IBUBd1iCwLf0ykbwunRM4jidp4k). Alle diese Lösungen haben jedoch den Nachteil, dass für keines die Kollokation mit šdi̯ belegt ist. Eine solche Kollokation existiert für (4) šdi̯ sꜣḫ.w „Verklärungen/Verklärungssprüche rezitieren“. Die Phrase šdi̯ sꜣḫ bzw. šdi̯ sꜣḫ.w ist mehrfach im AR (mehr als 10 Belege s.v. TLA Lemma-ID 127220 und 127120) und in der Ramessidenzeit (ibid. TLA) bekannt. Zwar ist sḫy nicht als Graphie von sꜣḫ.w belegt, aber es erinnert an sḫ, dass mehrfach als Graphie für sḫꜣ „sich erinnern“ und sḫꜣ.w „Erinnerungen“ belegt ist und mit kꜣ kombiniert werden kann (Perdu, in: RdE 43, 1992, 158, Anm. (q); Perdu, in: RdE 64, 2013, 101, Anm. (h)). Schon Wb. 4, 24.4 vermerkt, dass sḫꜣ.w für sꜣḫ verwendet werden kann und Gill & Smith, Glorification spells from a priestly milieu in Thebes, 581-582 und 607 liefern dazu weitere Belege für die späten Epochen. Perdu, in: RdE 43, 1992, 158, Anm. (q) listet mehrere Belege für die Redewendung sḫꜣ kꜣ „sich an den Ka erinnern“ bzw. sḫꜣ=tn kꜣ=j m ... „souvenez-vous de mon ka avec (...)“ in der Spätzeit. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sḫy in unserem Text absichtlich die beiden möglichen Lesungen sꜣḫ.w „Verklärung“ und sḫꜣ.w „Erinnerung“ erlaubt. Für die Kombination von sꜣḫ und sḫꜣ vgl. sꜣḫ ꜣḫ m sḫꜣ kꜣ=f „der Ach/Verklärte wird durch das Gedenken seines Kas verklärt“ (Statue des Harwa, Berlin 8163, 25. Dyn.: Jansen-Winkeln, Sentenzen, 51, Nr. A.1.c.6) und sꜣḫ wj sḫꜣ.tw rn=f „Wer mich verklärt, dessen Namen wird man gedenken“ (Stele Moskau I.1.b.270 (4199), Z. 14, 3. Jh.: Jansen-Winkeln, Sentenzen, 74, Nr. A.2.h.35).
- n kꜣ=j oder n kꜣ=ṯ: Alle bisherigen Übersetzungen haben das Substantiv kꜣ oder (fem.) kꜣ.t gelesen und mit dem anschließenden šps.t m nʾt=s verbunden: „gemäß der Weite (= Berühmtheit?) des Ka der Ehrwürdigen“ (Albersmeier) oder „âme vénérable“ (Desclaux, 182) bzw. „noble soul“ (Ritner). Letztes (šps.t als Adjektiv) kann ausgeschlossen werden, denn kꜣ šps.j/špss ist extrem selten (https://tlabeta.bbaw.de/text/73QEXLL5ZRH6ZF6VJWJ5Y6KJUQ/sentences?page=2#sentence-11: kꜣ.w šps.w von Hatschepsut; https://tlabeta.bbaw.de/sentence/IBUBd5vGbkXRvkUJiBQcOX16snA: Stele Louvre C 3 des Mery) und das Adjektiv šps.j/špss würde nicht mit t und Ei determiniert werden. Aber auch kꜣ.t mit t und Ei als die scheinbare (?) Femininmarkierung bzw. das scheinbare (?) Femininum kꜣ.t ist nur für Göttinnen belegt (Wb. 5, 89.12-13). Eine sinnvollere Lösung bietet sich an, wenn man t und Ei als Schreibungen des Suffixpronomens 1. Sg. fem. (Vorschlag Dils) oder 2. Sg. fem. (Vorschlag Joachim Quack auf der 8. Ptolemäischen Sommerschule, Würzburg, 13. Sept. 2024) betrachtet (für t und Ei als Schreibung des Suffixpronomens 1. P. Sg. siehe Kurth, Einführung II, 591-592). Formulierungen des Typs „Für deinen Ka“ sind nicht ungewöhnlich bei Opfergabenträgern und bei Bankettszenen (Wb. V, 87-88), aber ich weiß nicht, ob sie in Anrufungen an die Lebenden vorkommen.
- šps.t m nʾ.t=s: Panov, Women in the Inscriptions, 38 übersetzt „appreciated in her town“. Er listet keinen weiteren Beleg für diese Phrase in den späten Inschriften von/für Frauen auf. Er kennt špss(.t) m fqꜣ.w „lavish with gifts“, špss(.t) n(.t) jt jmꜣḫ(.t) n(.t) mw.t={f}〈s〉 „appreciated by her father and revered of her mother“ (lies hier wohl eher ḥzi̯(.t) n(.t) jt) und špss(.t) n(.t) nsw ḥr mꜣꜥ.t=s „appreciated by the king for her faithfulness“. -
- kꜣ: Drioton erkennt das Verb kꜣi̯ „denken“, die meisten übrigen Bearbeiter erkennen das Verb kꜣ „sagen“(Ritner, Albersmeier, Desclaux, Röpke, Leroux). Alle fangen mit kꜣ=tn einen neuen, kurzen Satz an, aber es ergibt mehr Sinn, es als das Ende einer direkten Rede zu betrachten.
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(Full citation)Peter Dils, Token ID ICQDRzGRjXsoIkPwnAz7cIpdPlc <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICQDRzGRjXsoIkPwnAz7cIpdPlc>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 20, Web app version 2.3.2, 10/31/2025, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICQDRzGRjXsoIkPwnAz7cIpdPlc, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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