pLeiden I 346 = AMS 23a: Schutz vor den Epagomenentagen(Object ID 3UQED4UJAZEV7PTA32OLLK3UEI)


Persistent ID: 3UQED4UJAZEV7PTA32OLLK3UEI
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/3UQED4UJAZEV7PTA32OLLK3UEI


Data type: Object


Object type: Schriftrolle


Materials: Papyrus

Dimensions (H×W(×D)): 16.5 × 73 cm


Condition: fragmentarisch

Comment on materiality

  • Papyrus Leiden I 346 hat heute eine Länge von ca. 73 cm und eine Höhe von 16,5 cm (Leemans 1840, 113 gibt die Maße 75 und 17 cm), mit insgesamt drei Kolumnen Text (Maße von der ersten zur dritten Kolumne: ca. 19 cm, 19,7 cm und 24,5 cm mit je ca. 3 cm unbeschriftetem Zwischenraum) (Maße nach Bommas 1999, 4; leicht abweichend bei Stricker 1948, 55). In den beiden ersten Kolumnen stehen 14 Zeilen Text, 12 in der letzten Kolumne. Unter dieser letzten befindet sich eine zwölf sitzende Gottheiten (mit Beischriften) umfassende Vignette von 16 cm Länge. Bis auf wenige Zerstörungen ist die Rolle gut erhalten. Besonders die oberen und mehr noch die unteren Ränder sind eher fragmentiert. Links (d.h. am Ende der Rolle) befindet sich eine leere Fläche von 6 cm. Der Anfang der rechten Kolumne ist zerstört (weniger als 1 cm fehlt), ebenso der mutmaßliche Schutzstreifen am Anfang der Rolle (Bommas 1999, 4–5).
  • Die Papyrusrolle besteht heute aus zwei Papyrusblättern. Aufgrund einer Klebestelle in der 2. Kolumne, die auf zwei Papyrusblätter von 34,5 (rechts = 1. Seite) und 38 cm (links = 2. Seite) plus Überlappung hinweist, kann eine einzelne Blattlänge von ca. 40 cm rekonstruiert werden. Entweder haben wir es mit einer in der Antike abgeschnittenen, kurzen Rolle zu tun, bei der bloß ein schmaler Schutzstreifen von ca. 5 cm am Anfang rekonstruiert werden muss, oder der Text bzw. die Rolle war ursprünglich viel länger. Obwohl der erhaltene Text vollständig ist (er fängt mit einem Titel an), will Bommas nicht ausschließen, dass ursprünglich ein weiterer Text voranging (Bommas 1999, 4; vgl. seine S. 3: „aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr vollständig“). Ein zusätzliches Argument sieht er in der Tatsache, dass die unteren Zeilen der ersten Kolumne ein wenig einspringen, als ob sie die ausladenden Zeilenenden eines vorangehenden Textes berücksichtigen mussten. Bommas denkt dabei konkret an einen Text zur Tagewählerei (ähnlich pKairo JE 86637), der mit dem hier erhaltenen Text zu den letzten Tagen des Jahres geendet haben oder fortgesetzt gewesen sein könnte (Bommas 1999, 5).
  • Aufgrund der sich wiederholenden Zerstörungen kann darauf geschlossen werden, dass der Papyrus ursprünglich sehr eng gewickelt war (Anfang des Textes am äußeren Rand) (Bommas 1999, 5).
  • Der Papyrus wurde nach seinem Erwerb durch das Rijksmuseum van Oudheden aus konservatorischen Gründen auf papier végétal aufgeklebt, dann auf weißem Papier befestigt und, einige Jahre vor 1948, in drei Stücke zerschnitten und in drei Frames verglast. Dadurch ist nur noch das Recto lesbar, allerdings deuten dünne Stellen des beklebten Versos und die „bei den in starkem Gegenlicht erkennbaren Zeichen“ an, dass auch das Verso beschriftet war (Bommas 1999, 3). Schon Brugsch (1852, 256) bedauert die „oft verblichenen und daher schwer zu entziffernden hieratischen Charakteren“. Seit der Erstpublikation von Stricker 1948 hat sich der Erhaltungszustand des Papyrus merklich verschlechtert (Bommas 1999, 5).


  • Finding place

    • Niltal von Kairo bis Assiut | zwischen Kairo und Fajjum | westliches Ufer | Saqqara | Nekropolen
      Certainty: uncertain
      Comment on this place: Nach Leemans 1840, 113 in Memphis gefunden, eine Information, die aus dem handgeschriebenen Verkaufskatalog von Anastasi stammt. Dabei waren die Papyri I 346 und I 347 möglicherweise ineinander gerollt (Leemans vermerkt nicht, wie sie genau ineinander gerollt waren; sicherlich lag der kleinere I 346 in dem dreimal so langen I 347; laut Stricker 1948, 55 ist die Angabe, dass beide Papyri ineinander gerollt waren, vermutlich falsch). Der genaue Fundort ist unbekannt. Für eine ganze Reihe von Papyri in Leiden aus der Sammlung Anastasi wird „Memphis“ als Fundort im ursprünglichen Verzeichnis der Anastasi-Sammlung angegeben, so auch für pLeiden I 346 (Leemans 1840, 113). Raven 2012, 80, 82 schreibt: „It is well known that d’Anastasi occasionally listed ‘Memphis’ as the origin of objects which have been proven to have come from Saqqara.“ Er fragt sich, ob die fünf magischen Papyri in Leiden aus der Sammlung Anastasi, für die „Memphis“ als Fundort im ursprünglichen Verzeichnis steht (I 343 = AMS 28; I 346 = AMS 23a; I 347 = AMS 23b; I 348 = AMS 26a und I 349 = AMS 26b), alle zusammen gefunden worden sein könnten (vgl. schon Borghouts 1971, 14). Er spekuliert sogar, dass sie aus dem Büro von Prinz Chaemwaset, dem Sohn Ramses’ II., in Saqqara stammen könnten (Raven 2012, 80–83).


Current location

  • Rijksmuseum van Oudheden
    Inventory no(s).: pLeiden I 346 , pLeiden AMS 23a
    Is at this location: Yes
    Comment on this place:
    Papyrus Leiden I 346 wurde um den 25. April 1828 herum in Livorno als Teil der ersten Sammlung von G. Anastasi (auch genannt d’Anastasi, M. le Chevalier d’Anastasy u.ä.) durch Vermittlung des holländischen Oberstleutnants der Pioniere (Leutnant-Kolonel und Bauingenieur) Jean Emile Humbert angekauft (Ankunft in Leiden am 1.1.1829) (Raven 1992, 7, 8; Halbertsma 1995, 91–108; 2003, 99–106). Der Papyrus wurde zuerst durch Museumsdirektor C. J. C. Reuvens unter der Nummer AMS (= Anastasi Manuscrits) 23a inventarisiert (Papyrus AMS 23b = I 347), später durch seinen Nachfolger Conrad Leemans unter der Nummer I 346 (Kategorie „I“ = „Instrumens et produits des arts et métiers“, darunter die Papyri). Die Angabe bei Gardiner 1909, 1, dass I 346 nicht aus der Sammlung Anastasi stammt, ist ein Tippfehler (gemeint ist I 345 aus der Sammlung Maria Cimba, der aber zu I 343 aus der Sammlung Anastasi gehört).

Comment on dating:

  • Die Datierung beruht auf paläographischen Kriterien und wird durch orthographische, grammatische und technische Argumente unterstützt. Aufgrund paläographischer Kriterien ist der Papyrus in die erste Hälfte der 18. Dynastie zu datieren. Stricker spricht von den „ersten Jahren der 18. Dynastie“ (Stricker 1948, 56), Bommas nennt die Zeit Thutmosis’ III. bis Amenhoteps II. (laut Bommas sogar ans Ende der Regierungszeit Thutmosis’ III. bzw. den Anfang seines Nachfolgers Amenhoteps II., d.h. ca. um 1425 v. Chr.) (Bommas 1999, 6–7). Auch die Orthographie gewisser Wörter passt laut Stricker zu der Zeit nach Papyrus Ebers (Ende 17. oder Anfang 18. Dynastie) und vor der Amarnazeit (Stricker 1948, 56). Ein technisches Argument ist die Höhe der Rolle, die zu einer Rolle der 18. Dynastie passt (halbe Höhe einer Rolle von 36 cm; später: 40 bis 42 cm). Die Grammatik des zweiten Textes spricht für eine Textabfassungszeit nicht vor der zweiten Zwischenzeit. Da das Verso aufgrund der Konservierungsmaßnahmen heute kaum sichtbar ist, kann über die Niederschrift dieses Textes keine genauere Aussage getroffen werden. „Soweit dies dem spärlichen Befund zu entnehmen ist“, wurde das Verso allerdings vielleicht etwas später, unter Amenhotep III., beschriftet (Bommas 1999, 7).


Bibliography

  • – M. Bommas, Die Mythisierung der Zeit. Die beiden Bücher über die Altägyptischen Schalttage des magischen pLeiden I 346. Göttinger Orientforschungen. IV. Reihe: Ägypten 37. Wiesbaden 1999 [F, H, Ü, *K]
  • – Chr. Leitz, Rez. v. M. Bommas: Die Mythisierung der Zeit, in: Lingua Aegyptia. Journal of Egyptian Language Studies 10 (2002), 413-424 [K]


Author(s): Katharina Stegbauer; with contributions by: AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, Peter Dils, Lutz Popko
Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 03/13/2025

Please cite as:

(Full citation)
Katharina Stegbauer, with contributions by AV Wortschatz der ägyptischen Sprache, Peter Dils, Lutz Popko, "pLeiden I 346 = AMS 23a" (Object ID 3UQED4UJAZEV7PTA32OLLK3UEI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/3UQED4UJAZEV7PTA32OLLK3UEI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 20, Web app version 2.3.2, 10/31/2025, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/3UQED4UJAZEV7PTA32OLLK3UEI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)