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[___]: Anders als die Lücke am Ende von Zeile Rto. 100, in der der Text komplett verloren ist, ist zu Beginn von Zeile Rto. 102 deutlich ein Zeichen bzw. eine Zeichengruppe zu erkennen. Leider ist ein Lesungsvorschlag mehr als schwierig. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 40 [69]) vergleicht den hinteren Teil des Zeichens mit speziellen Kurzschreibungen des Begriffs ꜥš-sḥn „Angelegenheit (?), Auftrag (?)“ (40990), die insbesondere in den Oracular Amuletic Decrees belegt sind, s. hierzu den entsprechenden Kommentar (Blöbaum, in TLA https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBkCg4x8ux4A9kUWngslOeXfQSg, 21.05.2024). Der Begriff ist im vorliegenden Text leider nicht belegt, so dass ein Vergleich nicht möglich ist. Ich gehe davon aus (s.o. Kommentar), dass es sich bei der zweiten Gruppe um eine späthieratische bzw. frühdemotische Schreibung des ḥn-Behälters V36 handeln dürfte, so z.B. im pRhind I, 6,9 u. II, 4,1 (Möller, Paläographie III, 57); pLouvre E 7845 A, 2 u. 4 (Hughes, Land Leases, [III]); pCairo 50059, 1 u. 3 (El-Aguizy, Palaeographical Study, 376). Es wäre dann noch zu überlegen, ob für die hier belegte Gruppe tatsächlich die Lesung ꜥš-sḥn in Frage käme. Das ist nicht der Fall, denn der vordere Teil kann nicht mit der Lesung ꜥš (A26) bzw. ꜥš(ꜣ) (vgl. ꜥš(ꜣ)-sḥn in pBrooklyn 47.218.135, Jasnow, Late Hieratic Wisdom Text, 157.) in Verbindung gebracht werden. Zudem handelt es sich im vorliegenden Versprechen um eine Aufzählung von bedrohlichen Wesen und schrecklichen Situationen; der Begriff ꜥš-sḥn „Angelegenheit (?), Auftrag (?)“ (40990) ist aber für sich neutral und müsste, um in den Kontext zu passen, durch ein entsprechendes Adjektiv (z.B. bjn$) negativ konnotiert werden. Das ist aber nicht der Fall, insofern sollte es sich bei der Gruppe zu Beginn von Zeile Rto. 100 um einen anderen Begriff handeln, den ich allerdings gegenwärtig nicht identifizieren kann.
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jy(.t): Der Begriff jy(.t) „Das Kommende“ (Wb 1, 38.9–10; 21340) wird als euphemistische Bezeichnung von Unglück bzw. Bösem in den Oracular Amuletic Decrees gebraucht. Im pLondon BM EA 10321 (L5), Rto. x+47/OAD, vs. 47 ist der Begriff ungewöhnlich mit der Schlaufe V12 sowie dem Semogrammstrich Z1 klassifiziert. Eine vergleichbare Schreibung findet sich ebenfalls im pNew York MMA 10.53 (N.Y.), Rto. 39 in einem Versprechen, das eine lange Aufzählung verschiedener Krankheiten enthält. Da die Schlaufe V12 gewöhnlich im Kontext von Schriftstücken gesetzt wird, könnte man hier eine Anspielung auf schriftlich fixiertes Unglück vermuten, wie wir es beispielsweise aus den Dokumenten zur Tagewählerei kennen. Weitere Belege des Wortes in den OAD zeigen den Abkürzungsstrich für den Sterbenden (Z6: pLondon 10251 (L2), Rto. x+24; pChicago OIM E25622A-D (Ch.), 55 und die Buchrolle (Y1: pLondon BM EA 10587 (L6), Rto. 102). Im pParis BN 238, 19 liest Edwards (HPBM 4, Bd. 2, pl. XXXVIA) das Messer (T30) als Klassifikator, doch ist deutlich der Abkürzungsstrich für den Sterbenden (Z6) geschrieben, wie ein Vergleich innerhalb des Textes (z.B. Zeile 24) zeigt. Standardmäßig wird das Wort mit dem schlechten Vogel (G37) geschrieben, was in den OAD nicht belegt ist.
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sqnj: Edwards (HPBM 4, Bd. 2, pl. XIIIA) liest hier sqnjḫꜣ und interpretiert es als „an unknown, and apparently foreign, noun, one of several words of its kind in this document“ (HPBM 4, Bd. 1, 40 [70]. Diese Interpretation wurde sowohl von Andreu/Cauville (in: RdE 29, 1977, 2) und Meeks (AL 77.3910) als auch von Lesko (Dictionary III, 103) aufgenommen und gelangte so ebenfalls in die Lemma-Liste des TLA: 146150 [Substantiv (etwas Schlechtes]. Die Tinte an dieser Stelle ist sehr blass, so dass gerade zum Ende des Ausdrucks die Zeichen nicht ganz deutlich sind. Unmissverstänlich ist sqnj zu lesen (S29-N29 über N35-M17), dann folgt (auch nach Edwards) ein schräger Strich (Ff1). Am Ende ist unmissverständlich der Abkürzungsstrich für den Toten Z6 zu lesen. Die Tintenspuren zwischen Ff1 und Z6 werden von Edwards als ḫꜣ (M12-Ff1) interpretiert. Deutlich ist die Gruppe allerdings nicht. Die Verbindung von Abschwung und senkrechter Linie ist nicht deutlich (vgl. das Zeichen in Rto. 104). Letztendlich sehe ich einen schrägen Strich, der genau so aussieht wie der vorausgehende (Ff1), eine mehr oder weniger senkrechte Linie und danach einen Klecks, den Edwards als Ff1 nach ḫꜣ interpretiert hat, den ich aber zu Z6 gehörig interpretieren möchte, vgl. Z6 in Rto. 101.
Wenn man also anstelle von Ff1-M12-Ff1-Z6 nun Ff1-Ff1- ? – Z6 liest, bleibt für das fragliche Zeichen nur noch der senkrechte Strich, der ganz gut als Punkt über Buchrolle gelesen werden könnte, vgl. z.B. in der gleichen Zeile die Schreibung von jyi̯.t. Ich schlage daher vor, sqnj zu lesen, und möchte hierin eine substantivische Ableitung des Kausativums sqn „verletzen“ (Wb 4, 306.4–5; 146130) in der Bedeutung „(tödliche) Verletzung (?)“ erkennen.
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(Full citation)Anke Blöbaum, with contributions by Johannes Jüngling, Token ID ICQBk7Qq5n7dikNRtmYQ8EyrF1c <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICQBk7Qq5n7dikNRtmYQ8EyrF1c>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICQBk7Qq5n7dikNRtmYQ8EyrF1c, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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