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m srf.wj n ḏbꜥ: In den medizinischen Texten des Neuen Reiches wird die „Fingerwärme“ (= „handwarm“) mithilfe des Substantivs srf ausgedrückt, s. MedWb 2, 779-780, s.v. srf B.I.b und § 1; aufgrund der Pleneschreibungen ist die Lesung sicher. Der Schlangenpapyrus schreibt das Wort für Wärme nur logographisch mit zwei Feuerpfannen (𓊮𓊮); eine solche Schreibung ist ferner auch im pRubensohn (26. Dynastie), Zeile x+1,7 (https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcAQVCQkl71XE8Gl6OcS7WXSw4) belegt. Aufgrund der älteren Parallelen liegt es nahe, auch in diesen Fällen die Feuerpfanne als logographische Schreibung für srf zu verstehen; die dualische Form erklärt Sauneron, Ophiologie, 197 als mögliche Vermischung der Formeln „à la température du doigt“ sowie „aux deux températures du doigt“. Im Gegensatz zum MedWb interpretiert er die Feuerpfanne aber nicht als Logogramm für srf, sondern als Logogramm für sšmm (vgl. auch den Wortindex, 239). Als Argument dient ihm dabei, dass in Brk § 71c = Zeile 4,20 ein ausgeschriebenes Verb sšmm erscheint, während an anderen Stellen nur eine Feuerpfanne steht. Dies führt ihn zu der Ansicht, dass die Feuerpfanne in diesem Papyrus, wenn logographisch verwendet, sšmm zu lesen sein muss statt srf.
An dieser Interpretation sind jedoch Zweifel angebracht: Im Index auf S. 239 nennt er drei Stellen für das Verb sšmm, nämlich Brk §§ 69, 71a und 71b (wobei die letzten beiden zu 71b und 71c korrigiert werden müssen). Bei diesen drei Stellen steht das fragliche Wort in Brk § 69 innerhalb der Drogenliste als Attribut zu einer Droge. In Brk § 71b ist es Teil der Verarbeitungsanweisung und direkt mit der hier diskutierten Phrase verknüpft (𓊮𓅓𓊮𓊮𓏥n ḏbꜥ). In Brk § 71c steht es ebenfalls in der Verarbeitungsanweisung, gehört aber nicht zum selben Verarbeitungsschritt: 𓋴𓈙𓅓𓅓𓊮 wt ḥr=s 𓅓𓊮𓊮𓏥 n ḏbꜥ: „werde erwärmt; werde darüber/damit verbunden in Fingerwärme“. Aufgrund dieser leicht variierenden Gebrauchsweisen ist der Aussagewert von Brk § 69 zweifelhaft, weil innerhalb der Drogenliste ein anderes Wort verwendet worden sein könnte als in der Verarbeitungsanweisung. Dagegen sprechen die beiden Passagen in § 71 zunächst tatsächlich dafür, das Verb sšmm zu lesen. Denn im ersten Moment könnte man zwar auch erwägen, dass zwei verschiedene Verarbeitungsanweisungen gemeint sind – ein „erwärmen“ im zweiten, ausgeschriebenen Fall und bspw. ein „erhitzen“ im ersten, abgekürzten Fall –; da aber in beiden Fällen das Resultat die „Fingerwärme“ ist, dürfte diese Option auszuschließen sein. Aus diesem Grund dürfte als sicher gelten, dass das nur mit der Feuerpfanne allein geschriebene Verb in § 71b ebenfalls sšmm gelesen werden sollte; und Gleiches ist dann auch für § 69 zumindest wahrscheinlich.
Ob diese Lesung dann aber generell für alle logographischen Feuerpfannen in diesem Papyrus, d.h. auch in der Formel 𓅓𓊮𓊮𓏥n ḏbꜥ, gilt, ist nicht ganz sicher. Denn da dieser Wärmegrad seit den medizinischen Texten des frühen Neuen Reiches belegt ist und darin eindeutig mit dem Substantiv srf ausgedrückt wird, scheint eine feste Formel vorzuliegen. Für Schreiber und Leser war es daher vielleicht kein Problem, die Feuerpfanne innerhalb dieser Formel anders aufzulösen als außerhalb. Könnte die dezidierte Schreibung mit zwei Feuerpfannen vielleicht gerade den Zweck haben, die Lesung dieses Wortes innerhalb der Formel von logographisch verwendeten Feuerpfannen außerhalb zu unterscheiden?
NB: Im demotischen pWien D 6257 aus der Römerzeit lautet die Angabe der Körpertemperatur dann nicht srf n ḏbꜥ, sondern hh n ḏbꜥ, s. Hoffmann, in: Vleeming, Orthography, 36-37. Hoffmann warnt davor, diese demotische Lesung auch schon für die Saitenzeit und damit die Entstehungszeit des Schlangenpapyrus zu veranschlagen, schließt sie aber auch nicht aus. Alternativ erwägt er auch die Möglichkeit, dass die demotische Auflösung dieser Formel gerade ein Resultat solcher Schreibungen wie derjenigen des Schlangenpapyrus sein könnte, insofern als die Schreibung mit einer doppelten Feuerpfanne ein Wort mit reduplizierter Wortstruktur suggeriert haben könnte.
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(Full citation)Frank Feder, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID K3SNIKWQWVF3VNPI7CPEZQHKJY <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/K3SNIKWQWVF3VNPI7CPEZQHKJY>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
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